Bettnässen bei Kindern: Wie Eltern damit umgehen können, ohne wütend zu werden

Gastartikel von Elterncoach Birgit Gattringer

Wie man Bettnässen bei Kindern ohne Wut begegnen kann

Hast du ein Kind, das regelmäßig ins Bett macht?
Das kann sehr frustrierend und ärgerlich für dich als Elternteil sein. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass Bettnässen bei Kindern normalerweise kein Anzeichen für ein ernstes medizinisches Problem ist und in den meisten Fällen durch Unterstützung aufhört. 

Es gibt jedoch verschiedene Dinge, die du tun kannst, um deinem Kind zu helfen, mit dem Bettnässen umzugehen.

In diesem Gastartikel wird dir Birgit Gattringer von starkekids einige Tipps geben, die du anwenden kannst, um deinem Kind zu helfen, das Bettnässen angenehm zu bewältigen.


Wie gehe ich mit den Bettnässen um?

Wenn dein Kind ins Bett macht, ist das zwar ärgerlich, aber es ist wichtig, dass du deinem Kind liebevoll und einfühlsam begegnest. Hier sind ein paar Tipps, die dir helfen können:

  • Bleibe ruhig und geduldig: Versuche möglichst ruhig zu reagieren und dein Kind nicht anzuschreien oder zu bestrafen. Dein Kind hat keine Kontrolle über das Bettnässen und es wird ihm nicht helfen, wenn du wütend wirst. Mach dir immer wieder klar, dass dein Kind nicht mit böser Absicht handelt. Schraube deine Erwartungen runter, wann dein Kind trocken sein soll. 
  • Nimm dein Kind ernst: Es ist wichtig, dass du das Bettnässen deines Kindes ernst nimmst und ihm zeigst, dass es okay ist, wenn es passiert. Sage deinem Kind, dass es nicht alleine ist und dass es viele Kinder gibt, die ebenfalls ins Bett machen.
  • Unterstütze dein Kind: Hilf deinem Kind, sich zu waschen und frische Kleidung anzuziehen. Vor allem Bettnässen sind sehr oft mit Schamgefühlen belegt. Diese kannst du deinem Kind am einfachsten nehmen, indem du ruhig, liebe- und würdevoll das Kind sauber machst, damit es sich wieder frisch fühlt. Vermeide unbedingt dein Kind mit abfälligen oder genervten Worte und Handlungen zu beschämen oder Schuldgefühle zu geben. Dadurch fühlt sich dein Kind noch schlechter und eure Beziehung leidet darunter. 
  • Ein kleines Hoppala: Behandle das Bettnässe als kleines Hoppala. Nicht mehr und nicht weniger, als würde jemand ein Glas Wasser umkippen. 
  • Druck raus: Nimm dir unbedingt den Druck, dass dein Kind zu irgendeinem Zeitpunkt nachts sauber sein MUSS. Dieser Druck überträgt sich unbewusst auf dein Kind. Je lockerer du mit dem Thema Bettnässen umgehst, desto schneller wird sich das Thema auflösen
  • Enttabuisiere das Thema, aber nimm den Fokus weg: Mach das Einnässen nicht zum Tabuthema, aber es soll auch kein ständiges Gesprächsthema sein. 

Es ist wichtig, dass du dein Kind in dieser Situation unterstützt und ihm zeigst, dass es keine Schuld am Bettnässen hat. Durch deine Liebe und Unterstützung wird sich dein Kind sicher und geborgen fühlen und das Bettnässen wird irgendwann aufhören.

Ist dein Kind schon älter (ab 5-6 Jahren), kannst du mit deinem Kind Gespräche zur Lösungsfindung halten und bspw. dein Kind mittels kleinen Mentalübungen stärken. Mentalübungen können Kindern dabei helfen, sich selbst zu stärken und das Bettnässen zu reduzieren. 

Mentaltraining für Kinder ist eine Methode, um die mentale Stärke von Kindern zu verbessern. Es kann helfen, Ängste und Sorgen zu reduzieren und das Selbstbewusstsein zu stärken. Es beinhaltet Techniken wie Visualisierung, positives Denken und Achtsamkeitsübungen. Durch regelmäßiges Üben kann es Kindern helfen, Herausforderungen besser zu bewältigen und ihre Leistung in Schule und Sport zu verbessern. Am besten lässt es sich als eine Art “Gehirntraining” erklären.  Es geht darum, die geistige Stärke der Kinder zu fördern, indem sie lernen, ihre Gedanken und Emotionen besser zu kontrollieren. Techniken sind dabei gezielte Übungen wie Visualisierung, positives Denken und Achtsamkeitstraining.

Mentaltraining hat seine Wurzeln in verschiedenen Bereichen, wie zum Beispiel der Sportpsychologie, der Psychotherapie und der Meditation. Die Idee, dass die Kraft des Geistes einen Einfluss auf unsere Leistung und unser Wohlbefinden hat, ist jedoch schon sehr alt und findet sich in vielen Kulturen wieder. In der modernen Form des Mentaltrainings werden Techniken aus verschiedenen Bereichen kombiniert und speziell auf die Bedürfnisse und Ziele des Einzelnen zugeschnitten.

Hier sind einige Beispiele:

  • Sprich mit deinem Kind: Sprich mit deinem Kind darüber am nächsten Tag, wenn ihr in einer guten Verbindung seid, wie es sich fühlt und warum es denkt, dass es ins Bett macht. Höre deinem Kind zu und zeige ihm, dass du verstehst, wie es sich fühlt.
  • Suche nach Lösungen: Sprich mit deinem Kind darüber, wie ihr gemeinsam das Bettnässen bewältigen könnt. Überlegt zusammen, ob es hilfreich sein könnte, ein Tagebuch zu führen, abends ab einer bestimmten Zeit nichts oder nur mehr wenig zu trinken, doch noch spezielle Windeln anzuziehen, eine Schutzmatte darunter zu legen, nachts wenn du selbst ins Bett gehst, das Kind nochmals zur Toilette bringen, etc.
  • Affirmationen: Sprich regelmäßig positive und stärkende Sätze mit deinem Kind, wie zum Beispiel: “Ich schaffe es, dass ich spüre, wenn meine Blase voll ist” oder “Ich spüre meinen Körper”.
  • Innerliche Visualisierung: Bitte dein Kind, sich vorzustellen, wie es eine Nacht ohne Bettnässen verbringt. Der Fokus dabei sollen die positiven Gefühle sein, die es morgens hat, wenn es aufwacht und stolz auf sich selbst ist. Leite dein Kind mit folgenden Text an:
    • Bevor du ins Bett gehst, stelle dir vor, dass du auf einem schönen grünen Feld stehst.
    • In der Mitte des Feldes steht ein großer Baum, der dir Schutz und Geborgenheit bietet.
    • Stelle dir vor, wie du dich an den Baum lehnst und tief ein- und ausatmest.
    • Während du dich an den Baum lehnst, spürst du, wie sich dein Körper entspannt und wie sich deine Blase beruhigt. 
    • Überlegt gemeinsam, welche Gefühle das Kind braucht, um die Nacht trocken zu bleiben, z.B. Sicherheit, Schutz, Liebe. Dein Kind darf sich für jedes Gefühl eine passende Farbe und ein kräftigendes Symbol auswählen. Somit werden die Gefühle verstärkt. 
    • Stelle dir vor, wie du eine wunderschöne Blume pflückst und sie dir ans Ohr hältst. Hörst du das leise Rauschen des Windes, der durch die Blätter des Baumes weht?
    • Genieße diese ruhige und entspannte Atmosphäre und spüre, wie dein Körper sich auf eine erholsame Nacht vorbereitet.
    • Wenn du bereit bist, gehe zurück in dein Bett und schließe die Augen. Stelle dir vor, wie du friedlich schläfst und dass du morgens aufwachst, ohne nass geworden zu sein.
    • Lasse diese positive Vorstellung in dein Unterbewusstsein eindringen und fühle die Freude und das Glück, wenn du am nächsten Morgen aufwachst und trocken bist.
  • Entspannungsübungen: Lehre deinem Kind Entspannungstechniken, wie beispielsweise tiefe Bauchatmung oder progressive Muskelentspannung. Diese Übungen können dazu beitragen, Stress und Angstzustände zu reduzieren.

Mentalübungen können unterstützend wirken. Eine Kombination aus verschiedenen Methoden und vor allem Geduld und Verständnis sind wichtig, um deinem Kind zu helfen, das Bettnässen zu überwinden.

Eine einfache Mentalübung, die dir helfen kann, dich zu beruhigen und entspannt ins Zimmer zu gehen, wenn das Bett wieder nass ist oder etwas Ähnliches passiert ist, ist die sogenannte “Bauchatmung”. 

Bevor du etwas zu deinem Kind sagst, lege eine Hand auf deinen Bauch. Konzentriere dich darauf, langsam durch die Nase einzuatmen, während du gleichzeitig spürst, wie sich dein Bauch ausdehnt. Halte den Atem für einen Moment an und atme dann langsam durch den Mund aus, während du spürst, wie sich dein Bauch wieder zusammenzieht. Wiederhole dies für mindestens 3x. Sage dir innerlich bestärkende Sätze wie “Mein Kind lernt gerade”, “Die Welt dreht sich weiter”, “Mein Kind macht das nicht mit Absicht”, “Mein Kind ist erst XY Jahre alt”, etc bis du dich ruhiger und entspannter fühlst. Wenn du dann ins Zimmer gehst, versuche, ruhig und mitfühlend zu bleiben und dich auf die Bedürfnisse deines Kindes zu konzentrieren, anstatt auf den Fehler oder das Problem selbst.


Autorenbox:
Birgit Gattringer (Elterncoach)

Mag. (FH) Birgit Gattringer ist familylab-Trainerin nach Jesper Juul, Dipl. Mentaltrainerin und Dipl. Kinder- und Jugendmentaltrainerin. Sie ist selbst Mama von 2 Jungs und gibt ihr Wissen auf der Plattform www.starkekids.com weiter. 

Ihr Herzensthema ist es, ein harmonisches Umfeld für Kinder zu schaffen, in dem die Kinder selbstbewusst und stark für’s Leben heranwachsen können.

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