Mein Arzt hat gesagt ich darf meinem Kind auf keinen Fall mehr eine Windel anziehen. Dadurch ist die Hose aber ständig nass. Soll ich die Windel wirklich weglassen?
Mein Kind hat Tagsüber eigentlich keine Windel mehr. Sobald es aber bemerkt dass es aufs Klo muss, will es lieber die Windel. Es besteht sogar darauf. Wie schaffen wir den Wechsel zum WC?
Kennst du diese Fragen? Hier ein paar Anregungen wie du die Situation verändern kannst.
Was macht eine Windel?
Eine Windel schützt die Kleidung vor den Ausscheidungen. Das heißt sie fängt Urin und Stuhl auf. Quasi ein mobiles WC. Den Vergleich hab ich mal wo aufgeschnappt. Wenn ich mir das in meinem Kopf vorstelle ist es schon eklig aber irgendwo stimmt es auch.
Bei Wegwerfwindeln oder Einweg-Windeln wird Flüssigkeit in einem Gel aufgenommen. Bei Stoffwindeln saugen die Stofflagen die Flüssigkeit auf.
Beide Systeme schaffen es das die Feuchtigkeit von der Haut weggeleitet wird. Das eine mehr als das andere.
Warum wollen die Kinder eine Windel, statt das WC/Töpfchen?
Die Windel ist meist die vertrautere Umgebung. Es weiß was damit geschieht. Es kann an dem Ort seiner Wahl sich entleeren. Das Spiel muss nicht unterbrochen werden. Falls es länger dauert wird einem bestimmt nicht fad. Bisher hat dein Kind das meist einfach dort, wo es gerade gepasst hat, erledigt. jetzt soll es plötzlich an einen ganz bestimmten Ort gehen. Manchmal kannte es den bisher nicht, es riecht vielleicht nicht besonders, die Temperatur passt nicht, da sind Geräusche die ungewohnt sind. Bisher war der Genitalbereich immer bedeckt und hat keine großen Temperaturunterschiede beim Entleeren erlebt.
Alles in allem ist der Wechsel zum WC/Töpfchen schon eine große Veränderung, die für manche Kinder nicht immer attraktiv erscheint.
Soll ich meinem Kind die Windel geben, wenn es danach verlangt?
Ja bitte zieh deinem Kind eine Windel an. Viele Kinder die keine WIndel bekommen obwohl sie danach gefragt haben, gewöhnen sich Einhaltemanöver an, um den WC Besuch so lange wie möglich hinauszuzögern. Sie trippeln auf den Zehen, setzen sich auf die Fersen, drücken die Beine zusammen, zwicken die Popobacken zusammen oder werden sonst wie kreativ. Diese Einhaltemanöver haben zur Folge, dass sich die Beckenbodenmuskulatur verkrampft. Die Blase wird übermäßig gedehnt oder es kommt vielleicht zu einer Verstopfung, wenn der Stuhldrang aufgeschoben wird.
Was kann ich tun damit der Wechsel von der Windel zum WC/Töpfchen attraktiv wird?
- Gib ihm/ihr die Windel. Eine vertraute Umgebung ist eine wichtige Basis.
- Entleert den festen Windelinhalt gemeinsam im WC. Lass dein Kind sich davon verabschieden, wenn es das braucht. Dein Kind darf die WC Spülung drücken.
- Animiere dein Kind, dass es den Raum mit dem WC/Töpfchen kennenlernt. Mach ihm klar, dass dieser Raum für die Entleerung vorgesehen ist. Frag nach, falls du bemerkst, dass es diesen Raum meidet. Geruch, Licht, Temperatur, Geräuschkulisse, etc.
- Vereinbare mit ihm dass es sich mit angezogener Windel neben dem WC/Töpfchen entleert. Falls du das Töpfchen im Haus an verschiedenen Orten aufstellst, bedenke, dass es evtl. einen weiteren Zwischenschritt braucht. Das Töpfchen wird nicht ewig in jedem Raum stehen.
- Dein Kind darf sich mit der angezogenen Windel am WC/Töpfchen entleeren. Natürlich in der perfekten Sitzposition.
- Mit dem Einverständnis des Kindes, entfernst du die Windel.
Du bist die Expertin für dich und dein Kind. Du weißt ob die Zwischenschritte nötig sind, oder sie euren Alltag vielleicht sogar komplizierter als nötig machen. Du darfst Schritte überspringen, ergänzen oder in anderer Reihenfolge machen.
Was ist die Alternative zur Windel?
Wechselkleidung – nasse Kleidung
Wenn du deinem Kind keine Windel geben möchtest und es sich weiterhin weigert das WC/Töpfchen aufzusuchen, solltest du damit rechnen, dass die Kleidung öfters gewechselt werden muss. Ein Gespräch mit deinem Kind, dass beides Zeit in Anspruch nimmt, hilft hier vielleicht. Manche Kinder stört das Gefühl einer nassen oder vollen Hose überhaupt nicht. Sie scheinen es teilweise sogar zu genießen. Eventuell ist dann auch das Stuhlschmieren ein Thema. Mehr Details dazu findest du hier.
Töpfchen
Wenn das WC der Hinderungsgrund ist, biete deinem Kind doch das Töpfchen an. Die Geräuschkulisse ist hier ganz anders. Und auch die Sorge, dass es vielleicht spritzt ist hier auch minimiert. Einige Kinder wollen ihr Produkt gerne nochmal betrachten bevor es im WC entsorgt wird. Kleinkinder haben prinzipiell keinen Ekel und sehen Körperausscheidungen als ein Teil von ihnen.
WC Gestaltung
Frag dein Kind, was es braucht, um sich im Raum des WCs wohlzufühlen. Raumduft, Licht, Temperatur, usw. wie bereits erwähnt.
Manchmal helfen Hörspiele oder Bücher, damit die Sitzzeit besser verbracht werden kann. Ich persönlich bin kein Fan von anderen Spielsachen während das Kind am WC sitzt. Die optimale Sitzposition ist dann fast nicht möglich. Es presst eventuell und die Atmung kann die Ausscheidung nicht unterstützen.