Weicher Stuhl in der Unterhose trotz „stopfenden“ Lebensmitteln? Warum dein Kind unbemerkt in die (Unter-)Hose macht

Dein Kind verliert Stuhl unbeabsichtigt oder es bemerkt nicht, dass seine (Unter-)Hose voll wird – hier erfährst du mehr zu den Hintergründen und Ursachen.

von Einkoten – Stuhl in der Unterhose – Enkopresis

Bei einem gesunden Darm spürst du, wann er sich entleeren will. Du hast genügend Zeit eine Toilette aufzusuchen, erledigst dein großes Geschäft und machst weiter mit deinem Alltag.

Was aber, wenn deine Unterhose völlig überraschend einfach mit Kot beschmiert wird. Wenn dein Darm sich unbemerkt entleert. Wenn dir oder deinem Kind (ab 4 Jahren) das im Zeitraum von 3 bis 6 Monaten mindestens 1x pro Monat passiert, nennt man das Einkoten (oder Enkopresis). Dabei spielt es keine Rolle, welche Konsistenz der Stuhl hat.

Es gibt verschiedene Arten des Einkotens. Heute möchte ich dir etwas vom Einkoten mit Verstopfung erzählen, die häufigste Form (Enkopresis mit Opstipation).

Verstopfung kommt bei 1/4 der Kinder irgendwann einmal vor. Wenn eine Verstopfung nicht bemerkt oder behandelt wird, kann es sein, dass der Stuhl im Darm immer fester und härter wird. Der Darm wird immer seltener entleert und schließlich kommt es zum Einkoten.


Wie ich eine Familie unterstützt habe, die genau von diesem Problem betroffen war, kannst du in diesem Artikel nachlesen. Das Kind hat seine vollen Unterhosen, regelmäßig versteckt. Es hat wollte aufs Klo gehen, aber sein Körper hat ihm das schwerer gemacht. Eine Ursache war eine massive Verstopfung.


Was?!? – Einkoten mit weichem Stuhl und gleichzeitig eine Verstopfung – wie soll das denn bitte gehen?

Nehmen wir mal an, dein Darm meldet sich immer zu einer bestimmten Uhrzeit am Vormittag. Ich möchte bitte entleert werden. Du bist da aber immer in der Schule und dort gefällt dir die Toilettensituation überhaupt nicht. Sie ist alles andere als einladend, um dort zu entspannen, es gibt kein Fenster und du fürchtest dich vor den Kommentaren über Klogerüche von der Person, die nach dir aufs Klo geht. Es ist einfach eiskalt, es stinkt nach Rauch oder es stresst dich, dass der Sitznachbar alles mithört. Bei Kindergartenkindern ist es vielleicht die Angst, dass überraschend jemand die Türe aufreißt oder etwas ganz anderes hält dich davon ab, deinem Darm jetzt zu erlauben sich zu erleichtern. Auch in den darauffolgenden Stunden oder vielleicht Tagen ist einfach immer so viel los, dass der erlösende Besuch des WCs, warum auch immer, aufgeschoben wird – (1. Verstopfung).

Verstopfung-Harter Stuhl-Schmerzhafter Stuhlgang-Stuhlverhalten-Darmerweiterung-Verlust der Darmsensibiltät-Einkoten
  1. Verstopfung
  2. Harter Stuhl
  3. Schmerzhafter Stuhlgang
  4. Stuhlverhalten (neue Verstopfung….)
  5. Darmerweiterung
  6. Verlust der Darmsensibilität
  7. Einkoten = unbemerkter Darmüberlauf

Harter Stuhl (2.)

Die Aufgabe des Dickdarms ist es, Flüssigkeit aus dem Speisebrei wieder aufzunehmen. Das macht er auch noch im Enddarm. Je länger der Speisebrei hier verweilt, desto fester wird die Masse und so wird der Stuhl von Stunde zu Stunde härter.

Schmerzhafter Stuhlgang (3.)

Solltest du die Möglichkeit haben, dann doch das WC aufzusuchen, ist das Absetzen dieses härteren Stuhls etwas unangenehmer, evtl. vielleicht sogar schmerzhaft. Vielleicht unterbrichst du den Besuch am WC auch vorzeitig und hoffst darauf, dass es beim nächsten Mal besser „flutscht“.

Stuhlverhalten (4.) – neue Verstopfung, (1-4) etc.

Da der Besuch des WCs beim letzten Mal schmerzhaft war, meidest du immer häufiger diese Situation. Du lenkst dich vielleicht mit einem vermehrten Anspannen deiner Beckenbodenmuskulatur ab (Druck erzeugt Gegendruck). Denn du hoffst so den Stuhlgang, der höchstwahrscheinlich wieder schmerzhaft ist, zu umgehen.

Darmerweiterung (5.)

Leider startet die Abwärtsspirale aber so nur von neuem (1.-4.). Aber da jetzt noch mehr Stuhlmasse dazukommt, macht dein Darm die einzige Möglichkeit, die er hat. Wenn die Masse nicht weniger wird, muss das Abflussrohr seinen Umfang erweitern.

Verlust der Darmsensibilität (6.)

Da du bisher das Dranggefühl erfolgreich ignoriert oder abgewehrt hast, machen auch deine Nerven eine Veränderung mit: Sie werden weniger sensibel. Sie gewöhnen sich an die neuen Druckverhältnisse und melden von nun an immer später, dass dein Darm sich entleeren möchte.

Einkoten = unbemerkter Darmüberlauf (7.)

Wenn jetzt eine neue Stuhlmasse hinzu kommt, drängelt diese sich quasi an den sehr festen Stücken vorbei. Dein Beckenboden, der es mittlerweile gewohnt ist, dass er sich erst öffnen muss, wenn ein gewisser harter Druck besteht, merkt gar nicht, dass da noch mehr Stuhl gekommen ist. Vielleicht schummelt sich der weiche Stuhl bei einem Pups hinaus. Vielleicht lässt dein Beckenboden, der sonst immer mit voller Kraft den harten Stuhl zurück hält, plötzlich ein bisschen locker und dann passiert es. Die Unterhose wird voll gemacht.


Mama/Papa, woher kommt das Kacka?

Aufklärungsarbeit ist der erste Schritt um das Problem zu beheben. Jetzt kennst du dich besser aus, wie es von der Verstopfung zum Einkoten kommt.

Wie erklärst du dieses Phänomen deinem Kind?

Hier eine kleine Anregung – mit Material, das du zu Hause hast, kannst du den Dünndarm, Dickdarm und den Anus nachbauen. Errätst du, was die Autos und Motorräder darstellen?

Ich vergleiche den weichen Stuhl, der sich nach vorne vorbeidrängt, gerne mit den Motorrädern auf den italienischen Straßen. Die drängeln sich auch nach vorne durch. Oftmals düsen die auch schon los, bevor die Ampel auf Grün ist.


Wie kommt es dazu? – weitere Ursachen

In Studien fand man heraus, dass bei 63% der Kinder die Einkoten, das Problem schon begann, bevor sie 3 Jahre alt sind. Chronische Verstopfung ist meist die Folge auf ein akutes Stuhlproblem, das nicht richtig gehandhabt wurde. Risikofaktoren für einen unregelmäßigen, harten Stuhl sind vielfältig. Sie reichen von schlechter Ernährung- zu wenig Zeit für einen Toilettenbesuch, frühere schmerzhafte Stuhlabgaben bis zum falschen Ausscheidungsverhalten (Pressen).

Einige wenige Kinder koten ohne vorherige Anzeichen oder Geschichte einer Verstopfung ein. Ein ärztliche Abklärung gibt Aufschluss über andere Ursachen und Erkrankungen (Medikamente, Erkrankungen des Darms, etc.).

Mehr über die Ursachen einer Verstopfung kannst du hier nachlesen – Blogartikel folgt 😉


Stuhlprobleme bei Kindern werden unterschätzt und sehr leicht übersehen


Eine aktuelle Studie (2019) bestätigt wie wichtig es ist, dass Eltern und Kinder über das Problem von Verstopfung und seinen Folgen aufgeklärt werden.

Das Problem – der Großteil der Kinder mit Verstopfung gaben im Vergleich zu den gesunden Kindern zwar an, dass ihre Ausscheidungen anders sind, aber sie alle bewerteten sie als „GUT“ oder „SEHR GUT“. Wenn sie selber etwas Bemerkten, wendete sich fast die Hälfte nicht an eine Vertrauensperson.

Eine Verstopfung zu erkennen ist manchmal wirklich schwer, weil die Hälfte der betroffenen Kinder hatte eine „normale“ STUHLHÄUFIGKEIT (3x täglich bis 3x wöchentlich) und eine „normale“ KONSISTENZ. Welche Konsistenz „normal“ ist erfährst du hier.

Was Fakt bleibt, ist dass das Problem der Verstopfung bei Kindern weit verbreitet ist. Da viele keine Hilfe suchen wird das Problem unterschätzt und kann zu weiteren führen. Eines davon kann das Einnässen sein – (Einnässen und unbemerkte Verstopfung – Blogpost folgt).


Wie kann ich eine Verstopfung vorbeugen? Was kann ich bei einer Verstopfung tun?

  • Trinken Achte auf ausreichendes, regelmäßiges Trinken, im Idealfall pures Wasser.
  • Bewegung – Regelmäßige gemütliche Bewegung regt die Darmaktivität an, auch Singen zählt als Bewegung ;-).
  • Toilettengestaltung – Sorge für ein angenehmes Raumklima, mach die Toilette zu einem Ort, an dem man sich gerne aufhält.
  • Ernährung – Achte auf eine gesunde abwechslungsreiche Ernährung – geh mit gutem Beispiel voran.
  • Stress – finde Wege um Stress zu vermeiden, schaffe Möglichkeiten um über stressige Situationen und Erlebnisse zu sprechen und halte genug Freiraum im Tagesverlauf der mit „nichts-tun“ verplant ist.
  • Toilettenroutine – Hetze nicht zur Toilette und lass dir am WC ausreichend Zeit. Plane Zeit für Toilettenpausen, wenn du einen Ausflug machst.
  • Haltung am WC – Mit baumelnden Füßen kannst du schwer locker lassen, gib deinen Füßen eine stabile Fläche auf der sie sich abstellen können. Mach deinen Rücken für das große Geschäft rund.
  • Lass los – Entspanne deinen Mund und Kiefer. Atme ruhig und langsam aus, während der Stuhl deinen Körper verlässt.
  • Schreib dir eine Notiz – Entweder in einen gedanklichen Merkzettel oder du machst einen kleinen Vermerk in deinem Kalender – vielleicht ein Sternchen oder ähnliches – so kannst du auch Wochen oder Monate später noch feststellen, ob dein Kind zum ersten Mal eine Verstopfung hat oder es bereits das dritte Mal in 5 Monaten ist.
  • Hol dir medizinische Hilfe wenn die Verstopfung öfters vorkommt – ärztlicher Rat und Abklärung sind auch bei Verstopfung keine Schande, nimm rechtzeitig Hilfe in Anspruch.
  • Weitere Tipps folgen in einem Blog Artikel. 😉

Woran erkenne ich das mein Kind eine Verstopfung hat? – Typische Merkmale eine Verstopfung bei Kindern

Die folgenden Punkte sind ein möglicher Hinweis auf eine Verstopfung bei deinem Kind.

  • trockener und/oder harter Stuhlgang der schwer rauskommt oder sogar schmerzhaft ist
  • Bauchschmerzen
  • Bauchkrämpfe
  • Blähungen
  • mehr als 3 Tage ohne Stuhlgang
  • Einkoten/Stuhlschmieren – (Durchfall-ähnlicher oder normaler Stuhl in der Unterhose = Enkopresis)
  • wenig bis kein Appetit
  • Gefühl der Abgeschlagenheit, müde, matt
  • Dein Kind vermeidet es die Toilette aufzusuchen.
  • Bettnässen

Hier findest du mehr Details zu den Anzeichen einer Verstopfung.


Du möchtest meine Tipps und Tricks für dich und dein einkotendes Kind? – Melde dich für ein Beratungsgespräch.


Quellen

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6 Kommentare zu „Weicher Stuhl in der Unterhose trotz „stopfenden“ Lebensmitteln? Warum dein Kind unbemerkt in die (Unter-)Hose macht

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