Kontinenz Training – Was bringt mir das?

Gegenstände für die Sauberkeitsentwicklung: WC, Töpfchen, Sitzverkleinerer, Wickelunterlage, Stoffwindel und Zubehör, Wegwerfwindel, Feuchttücher

Von der Windel zum WC 

Wenn du mich vor 5 Jahren gefragt hättest, ob ich dir bei Problemen mit den Ausscheidungen helfen kann, hätte ich deine Anfrage verneint.

Ich hätte dich mit den besten Genesungswünschen zu einer kompetenten Fachperson weitergeschickt.

Der Beckenboden war mein blinder Fleck. Ich wusste den gibt’s und dass er eine paar wichtige Aufgaben erfüllt. Was es heißt, wenn er nicht richtig funktioniert hab ich am eigenen Leib erfahren. Im familiären Umfeld gab es auch einige die ihre Probleme damit hatten. Aber die Alltagsprobleme laut auszusprechen und mit jemanden darüber reden war mir zu peinlich. Leider!

Seit wann beschäftigst du dich mit deinem Beckenboden? Auch seit der Schwangerschaft oder Geburtsvorbereitung? Hoffentlich ist er dir seit deiner Rückbildung präsenter.

Mit der Funktion des Beckenbodens von deinem Kind beschäftigst du dich auch ab der Geburt. Ist die Windel schon feucht? Färbt sich der gelbe Streifen wohl oft genug blau? Kommt der Stuhl wohl regelmäßig? Wie oft hat mein Kind eine volle Windel? Wie oft hat mein Kind Stuhl?

In den ersten Tagen und Wochen hörst du diese Fragen ständig von der Hebamme, den Krankenschwestern, Ärztinnen oder Stillberaterinnen. Die Frage oder vielleicht auch Sorge, ob die Windel wirklich auch regelmäßig gefüllt wird, begleitet dich jetzt täglich.

In dieser Lebensphase hast du meist noch regelmäßig Kontakt zu Fachpersonen, die dir Rede und Antwort stehen.

Mit der Beikosteinführung tauchen dann wieder mehr Fragen zu den Ausscheidungen auf. Die werden dir evtl. in der Stillgruppe oder im Freundeskreis beantwortet.

Dann wird das Thema Windel, Topf, WC und Klo meist weniger öffentlich diskutiert.

Es taucht erst so ab 18-20 Monaten wieder auf, wenn das eine oder andere Kind plötzlich eine nasse Hose hat oder vom WC kommt. Da beginnt dann der Stress von uns Eltern. Ist dein Kind schon trocken? Wenn dann jemand beiläufig, aber doch sehr stolz verkündet: “Mein Kind braucht seit letzter Woche keine Windel mehr”, tauchen bei dir immer wieder Selbstzweifel auf.

Hab ich was verpasst? Hätte ich meinem Kind die Windel schon abtrainieren sollen? Soll ich mit einem Tröhnchen Kalender starten? Die Töpfchen Sitzung mit Süßigkeiten belohnen?

Braucht es überhaupt eine Sauberkeitserziehung? Ein Toilettentraining?

Immer wieder haben mir Freundinnen erzählt, dass ihre Kinder sich ohne irgendein zutun von der Windel verabschiedet haben. „Mama du kannst die Windel haben, ich brauch‘ sie nicht mehr.“ „Mama ich will eine Unterhose.“ Bei manchen gab es ab dem Tag weder am Tag noch nachts eine Windel. Der Schritt in die Sauberkeitsautonomie erfolgte fast so selbstverständlich wie ein Atemzug.

Genauso oft hab ich aber auch die Geschichte gehört und gelesen ein Kind einfach unten rum nackt zu lassen. Den ganzen Tag über wurden Pfützen aufgewischt und plötzlich verstanden die Kinder, dass die Pfütze, nicht auf den Boden sondern, ins WC gehört. Woher und wie das Kind das plötzlich weiß, konnte mir niemand sagen und ich in keinem der vielen Bücher, die ich daheim habe, finden.

Ein’s der Bücher enthält ein „Rezept“, um sich innerhalb von 3 Tagen von Windeln für immer zu verabschieden. Während dem Lesen konnte ich immer nur dran denken, wie oft sich mein Kind gegen das Windelwechseln sträubte. Welchen Judogriff ich manchmal anwenden musste, um den Körper meines Kindes sauber zu bekommen, ohne im Anschluss eine 30-minütige Badreinigung zu riskieren. Dieses Kind unterbricht sein Spiel sicher nicht alle 15min um zu einem Töpfchen zu gehen. Egal wie super toll es aussieht. Nach 3 sanften Versuchen in Richtung Badezimmer zu gehen war auch mir das zu blöd. Mein Kind dachte sich wahrscheinlich – endlich, sie hat es begriffen. Warum sollten wir auch einfach so, ständig das WC aufsuchen und das tolle Spiel einfach unterbrechen.

Auch in all den anderen Büchern stand nichts darüber, wie ich meinem Kind vermittel könnte sich von der Windel zu verabschieden. Wie lernt ein Kind ab dem Zeitpunkt X seine Ausscheidungen nicht einfach so nebenbei zu erledigen, sondern sie in ein Töpfchen oder WC zu geben statt in eine Windel. Die ist doch immer und überall dabei. Du merkst ja auch gar nicht, dass sie nass wird. Stück für Stück wird sie etwas dicker, aber spielen ist doch so viel wichtiger.

Aus Fortbildungen und Fachbüchern wusste ich was zu tun ist, wenn das Kind einnässt oder einkotet. Es stand überall nur das zu frühes oder zu strenges Sauberkeitstraining an der Entstehung von so einer Problematik mitwirkt. Wie sich dein Kind von der Windel verabschiedet, fand ich aber nicht heraus. Und ich hab wirklich viele Elternratgeber und Fachbücher gelesen.

Also wurde weiter gewickelt. Ich übte mich in Geduld. Der kleine Riese wird sich schon selber von der Windel verabschieden, wenn er dazu bereit ist. Seine Begeisterung sich eine volle Windel wechseln zu lassen war meistens aber gleich Null. Wenn dann alles mal ausgezogen und sauber war, konnte auch keine frische Windel wieder angezogen werden. Dasselbe Spiel hatten wir auch wenn ich ihm Unterhosen anzog. Durchatmen und kurz mal die Augen schließen. Sich wieder sammeln. Ohne Vorwürfe alle Spuren beseitigen. Das hab ich nicht immer geschafft.

So suchte ich weiter nach anderen Lösungsmöglichkeiten.

Die anderen Lektüren erzählten von dem Windelfrei-Ansatz oder auch TopfFit! Programm. Ich hab‘ sie gelesen und auch mal kurz probiert. Sätze wie “es braucht nur eine entspannte Mutter” oder “du musst in Beziehung treten mit deinem Kind” haben mich aber wahnsinnig gemacht. Das ich nicht entspannt war und ich keine gute Beziehung mit meinem Kind habe, ging für mich gar nicht. Mein Kind hat mich schon gefordert und an viele Grenzen gebracht. Der Schlafentzug hat auch seinen Teil dazu beigetragen, dass ich nicht entspannt war. Aber die Aussage, dass ich eine „falsche“ Beziehung mit meinem Kind habe, ist für mich auch heute nicht in Ordnung.

Mein Verständnis von der Anatomie des Beckenbodens und wie er funktioniert haben mir dann geholfen, mein Kind auf dem Weg von der Windel zum WC zu begleiten. Ihm beizubringen was er da spürt. Gemeinsam zu beobachten, reflektieren, passende Kinderbücher zu lesen, und vieles mehr haben wir gemacht.

Die Fakten aus den einzelnen Büchern, die für mich fachlich und menschlich vertretbar waren, hab‘ ich mir mitgenommen.

Die meisten Ratschläge und Tipps von Bekannten schienen bei mir und meinem Kind nicht zu funktionieren. Egal wie sehr ich sie auf unsere persönliche Situation und Lebensumstände auch angepasst habe.

Mittlerweile wird auch mein zweites Kind mit Wegwerfwindeln und Stoffwindeln gewickelt. Das Prinzip von “windelfrei” verstehe ich mittlerweile anders und kann es zeitweise auch mit meinem Kind anwenden. Zum besseren Verständnis haben mir andere Bücher geholfen, gemeinsames lernen mit meinen Kindern, der Austausch mit anderen Eltern, aber vor allem die praktische Unterstützung in der Umsetzung durch andere Experten.

Von der Windel zum WC

Sauberkeitsautonomie – Tabuthema oder Real-Talk?

Damit das Thema der Sauberkeitsautonomie zu einem “normalen” Thema wird braucht es dich und mich. Ein Gesprächsthema bei dem keiner rot wird oder die Wahrheit schöner redet als sie ist.

Viele Kinder schaffen den Weg von der Windel zum WC ganz von alleine. Manche brauchen aufmerksame Eltern, die mit Geduld und Humor ihrem Kind einen neuen Weg anbieten. Einige brauchen ein wenig mehr Begleitung.

Ärgere dich nicht über das, was nicht geht. Ich vergleiche das gerne mit dem Prozess des Gehen-Lernens. Es braucht zahlreiche Bewegung und Schritte bevor dein Kind selbständig frei gehen kann. Die Gehbewegung kann der Körper ab der Geburt. Bis zum selbständigen freien Gehen braucht es aber einiges an Vorbereitung. Du kannst den Rahmen gestalten, wie sich dein Kind diese Fähigkeit erarbeiten darf.

Wenn du Fragen hast, stell‘ sie mir gerne.

Du musst nicht erst warten, bis dein Kind 4 oder 5 Jahre alt ist. Diese Zeitspanne wird den Kindern von medizinischer Seite gegeben um ihre Ausscheidungen zu kontrollieren. Manches lässt sich schon vorher positiv beeinflussen.

Ich unterstütze Familien gerne auch schon vor diesem Alter. Natürlich, auch wenn dein Kind schon älter ist.

Melde dich! Ich bin nur einen Anruf oder eine E-Mail entfernt. Kontaktmöglichkeiten

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