Russells* Mama hat mich per Messenger kontaktiert. In Absprache mit ihr, darf ich ihre Geschichte hier teilen.
Russell* ist 9 Jahre alt und verliert mehrmals in der Woche Stuhl in der Unterhose. Manchmal auch direkt bevor er das WC aufsucht auf dem davor liegenden Teppich. Er kotet auch ein, wenn es im Familienalltag mal etwas lauter wird.
Das Problem besteht, seit er 4 Jahre als ist. Er hat begonnen den Stuhl zurückzuhalten und nach einiger Zeit war immer wieder weicher Kot in der Unterhose. In den letzten Jahren wurden ihm Stuhlweichmacher verordnet. Eine weitere Hilfe erhielt weder er noch seine Eltern.
Stuhl in der Unterhose ab 4 Jahren = Einkoten
Begonnen hat es kurz nach dem Start im Kindergarten. Er hatte eigentlich noch eine Windel, doch die musste quasi von einem Tag auf den anderen weg. Die anderen Kinder haben sich über ihn lustig gemacht, wenn die Hose mal wieder gerochen hat.
Kurze Zeit später wurde bei ihm das Asperger Syndrom diagnostiziert. Das ist eine Form des Autismus. Die Ursache für seine Stuhlproblematik wurde dem Asperger gegeben.
Russell* braucht viele Rituale und gleichbleibende Tagesabläufe. Spontane Veränderungen bedeuten Stress für ihn und für seine Familie.
Mittlerweile kommt es mehrmals wöchentlich zu einer stuhlbeschmierten Unterhose. Er selbst will das auch nicht und versteckt die Unterhosen immer wieder. Er kann selbständig zur Toilette gehen, aber der weiche Stuhl schummelt sich immer wieder einfach unkontrolliert hinaus. Manchmal leider auch direkt auf dem Weg zum WC.
Online Gespräche für Kinder die Einkoten (Enkopresis)
Während der Gespräch haben wir viele Themen besprochen. In den letzten Jahren gab es viele Erlebnisse, die herausfordernd waren und mit traurigen Emotionen behaftet sind. Darüber zu sprechen hat manche davon wieder aufleben lassen. Ich bin dankbar für den Mut und die Offenheit von Russells* Mama. Mit anderen über das Thema Inkontinenz zu sprechen fällt fast jedem schwer.
Für die nächsten 2 Wochen hat Russells* Mama einen Tipp für sich und einen für Russell* bekommen. Wir haben besprochen wie sie diese beiden Tipps umsetzen können. Auf was sie achten kann, aber auch wie sie mit Rückschlägen umgehen kann. Wie sie kleine Erfolge und Teilschritte feiern kann und auf sich stolz sein darf.
Wir haben mehrere Vorschläge beratschlagt, um den Tipp in den Alltag zu integrieren.
Ich bin schon gespannt, wenn wir uns in 2 Wochen wieder sehen. Danke für das Vertrauen, das Russells* Mama mir entgegengebracht hat und dass ich sie begleiten darf.
Meine Erkenntnisse aus Russells* Geschichte:
- Bringen wir unseren Kindern bei, dass es nicht in Ordnung ist, sich über andere Kinder lustig zu machen.
- Hören wir auf, andere zu beschämen, weil sie „anders“ sind.
- Der Abschied von der Windel erfolgt schrittweise. Wir Erwachsene dürfen unsere Kinder dabei feinfühlig begleiten.
- Stuhlweichmacher helfen bei Verstopfung, aber ist der harte Stuhl wirklich die Ursache? Ein Blick auf die Gesamtsituation lohnt sich.
2 Wochen später – Folge Termin für ein Online Gespräch
Es sind 2 Wochen vergangen und ich treffe mich mit Russells* Mama wieder online.
Was hat sich in den letzten Tagen getan? Die Trinkmenge hat sich drastisch gesteigert. Russell* trinkt jetzt jeden Tag die empfohlene Tagesmenge. Er ist nicht immer davon begeistert, aber als Team schaffen sie die Veränderung. Die empfohlene Mindesttrinkmenge ist für ihn nicht nur für seine Gesundheit wichtig, sondern weil er einen Stuhlweichmacher einnimmt der Wasser bindet. Eine ausreichende Wasseraufnahme ist deshalb essentiell.
Das empfohlene Toilettentraining wird gemacht, er ist von dieser Veränderung auch nicht begeistert, aber es gab keine Zwischenfälle mehr auf dem Weg zum WC. Aber ein Nebeneffekt war, dass der Stuhl teilweise auch an die Wände geschmiert wurde. Falls du davon noch nie gehört hast oder dich fragst warum dein Kind das macht. Wenn der Darm schon sehr lange den Stuhl speichert kommt es zu einer Verstopfung. Wenn der Stuhl einmal sehr hart ist, wird es immer schwieriger den Stuhl abzugeben. Vor allem wenn mehrere WC Besuche schon erfolglos blieben. Also hast du folgende Wahl, du spürst, dass der Stuhl drückt, er will aber einfach nicht raus. Egal wie sehr du schiebst, presst oder sonst was machst. (Bitte schieb den Stuhl hinaus. Pressen verschließt die Körperöffnung, das ist in diesem Fall kontraproduktiv.) Du kannst dieses Druckgefühl probieren zu ignorieren, oder aber mit einem Finger nachhelfen. Wenn sich aber in der Zwischenzeit ein noch sehr weicher Stuhl an den festen Stücken vorbei gedrängt hat, wird der Finger voll. Kinder nehmen dann zum Abwischen nicht das Klopapier sondern die Wände. (Details zum Ablauf von der Verstopfung zum Einkoten findest du hier)
Russell war in der Zwischenzeit so wie besprochen bei der Kinderärztin. Die Untersuchung hat ergeben, dass sein Darm deutlich erweitert ist. Zusätzlich hat er einen Kotstau. Eine weitere Abklärung im Krankenhaus ist geplant. Leider wurde nicht besprochen, was sie zuhause tun können um den Kotstau zu beseitigen.
Nachdem wir alle Fragen, die Russells* Mama dazu hat, geklärt haben, besprechen wir wie groß seine Bewegungsfreude ist.
Ausgestattet mit Bewegungstipps verabschieden wir uns mit einem neuen Termin in 2 Wochen.
2 Tage später
Am ersten Tag der Entleerung wollte Russell* nicht mehr Stuhlweichmacher als gewohnt einnehmen. Als er dann am WC war, kam der Stuhl endlich ohne Hilfe der Finger heraus. Es war ein wenig schmerzhaft. Er musste mehrmals am Tag zur Toilette. Jedesmal kam Stuhl. Am nächsten Tag hat er dann von sich aus seine Mama nach mehr Stuhlweichmachern gefragt.
Russells Körper bekommt nun die Chance den Darm wieder zur normalen Größe zurückzubilden. Wie es weitergeht werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. Danke, dass ich die beiden begleiten durfte und sie ihre Geschichte mit mir geteilt haben.
Ausblick nach dem Gespräch – Wie geht es weiter
Russell ist jetzt bei einer Physiotherapeutin bei sich in der Umgebung in Betreuung. Seine Mama hat mir erzählt wie wunderbar sie auf ihn eingeht. So schön zu hören was sich in ihrem Familienleben gerade alles positiv verändert.
Du willst auch meine Unterstützung für dich und dein Kind? Melde dich gerne bei mir.
E-Mail, Telefon oder Messenger – ich freu mich auf dich und dein Anliegen!
Russell* – Name wurde geändert.
Rückmeldung von Russells Mama
Bevor ich mit Aylin gesprochen habe war ich total gestresst und dacht niemand versteht mich. Das Einkoten meines Sohnes war für die ganze Familie ein Belastung geworden und wir wussten nicht, wie wir daraus kommen könnten.
Wir hatten im Familienkreis Hilfe gesucht, leider aber keine “brauchbare Hilfe” bekommen. Es wurde uns nur geraten “einfach Geduld mit der Situation zu haben”. Das schien für mich keine Lösung.
Mein Wendepunkt war, als ich lernte, dass ich nicht die einzige mit diesem Problem bin. Durch das Gespräch mit Aylin, fühlte ich mich verstanden und bekam auch für mich nützliche Tipps.
Dadurch konnte ich auch leichter mehr Geduld mit meinem Sohn haben, denn Geduld war nicht mehr die einzige Lösung, sondern eine Hilfe dazu. Die schönste Veränderung war, als unser Kind von alleine zu mir gekommen ist, und bereit war mehr Movicol zu nehmen. Und im Anschluss seine verschmutze Unterhose nicht mehr versteckt hat.
Ich bin entspannter und die ganze Familie genießt es.
… Geduld war nicht mehr die einzige Lösung, sondern eine Hilfe dazu.
Russells Mama
Ein Kommentar zu “Online Gespräch bei Stuhl in der Unterhose”