Mikrobiom – Beeinflussen unsere Darmbakterien unsere Verdauung?

Gastbeitrag von Isabell Ramming von waswirnichtsehen.de

Unser Körper ist ein wirklich komplexes und vielfältiges Gebilde. Funktioniert alles, ist alles am rechten Fleck und im grünen Bereich, so machen wir uns kaum Gedanken.

Was aber, wenn etwas außer Takt gerät? Wenn beispielsweise unser Darm nicht so funktioniert und wir (oder unsere Kinder) uns auf die Toilette quälen.

In jedem gut funktionierenden System gibt es viele Beteiligte, auch in unserem Darm. Ich möchte dich heute gern auf eine kleine Reise in deinen und den Körper deines Kindes entführen und dir wichtige Helfer in unserem Darm vorstellen.

Quasi nebenbei wollen wir klären:

Wie kommt es zu einer Verstopfung? Welchen Einfluss hat unser Lebensstil und wie können wir unseren verstopften Kindern helfen?

Noch eine Bemerkung vorweg: Dieses Thema ist enorm vielfältig. Daher wird dieser Beitrag nur einen groben Umriss geben können. Viele Aspekte dieses Beitrags werden ausführlicher im Rahmen des Themen-Monats “Mikrobiom” auf dem Blog “Was wir nicht sehen” (www.waswirnichtsehen.de) beleuchtet. Schau also gern mal vorbei 😉

Unsere Verdauung und Verstopfung

Etwa jedes zehnte Kind weltweit ist von Verstopfung betroffen (van den Berg et al., 2006). Verstopfungen betreffen das, was am Ende auf der Toilette bei uns herauskommt: unser Kot. Es sind die Stoffe unserer Nahrung, mit denen unser Körper nichts mehr anfangen kann.

Doch bevor es dazu kommt, durchläuft unsere Nahrung eine Reise durch unseren Körper mit vielen Stationen. Durch Bewegungen, Enzyme und Helferlein, die nicht ursprünglich von unserem Körper kommen, wird die Nahrung vom großen Ganzen in die kleinsten Bestandteile zerlegt. Nur so ist unser Körper in der Lage, die für ihn wichtigen Nährstoffe zu nutzen.

Wie die normale Verdauung funktioniert

Die Reise unserer Nahrung beginnt in unserem Mund. Die Zähne und Enzyme in unserem Speichel helfen bei der ersten groben Zerkleinerung der Nahrung. Anschließend wandert die zerkleinerte Nahrung relativ schnell die Speiseröhre entlang und landet im Magen.

Im Magen bleibt der Nahrungsbrei etwa 15 min bis zu 4 h. Die Magensäure hilft, die Nahrung aufzuweichen und weiter zu zerkleinern. Es geht dann weiter in den 5 m langen Dünndarm für die nächsten ein bis fünf Stunden.

Unser Verdauungssystem
Mund - Speiseröhre - Magen - Dünndarm - Dickdarm

Im Dünndarm passiert der Großteil des Zaubers, denn hier werden mit Enzymen, die unser Körper bildet, die Nahrung in die kleinstmöglichen Bestandteile zerlegt. Diese kann unser Körper aufnehmen und verwerten.

Doch es gibt auch Nahrungsbestandteile, die wir allein nicht zerkleinern können. Dazu zählen unverdauliche Kohlenhydrate aus Pflanzen. Um diese zu verwerten, brauchen wir die Unterstützung von kleinen Helferlein, den Bakterien.

Diese Bakterien finden wir in einer großen Vielfalt und Vielzahl im Dickdarm, der sich an den Dünndarm anschließt. Ihre Arbeit hilft uns, unverdauliche Nahrung zu verdauen. Durch ihre Arbeit werden Stoffe gebildet, die uns zusätzlich schützen. Dazu aber weiter unten mehr.

Im Dickdarm entzieht der Körper der ganzen Masse noch Wasser, um auch nichts zu verschwenden. Wenn der Rest im Normalfall etwa 12 bis 24 Stunden im Dickdarm bleibt, wird nur so viel Wasser entzogen, dass wir den Rest problemlos als kompakte, aber weiche Masse absetzen können. Alles, was wir von unserer eigentlichen Nahrung nicht mehr brauchen, ist unser Kot.

Im ganzen Darmbereich, also Dünn- und Dickdarm, wird die Masse durch rhythmische Bewegungen immer weiter transportiert. Diese Darmbewegung ist, neben den Enzymen und Bakterien, wichtig, damit der Nahrungsbrei so lang wie nötig, aber so kurz wie möglich im Darm bleibt (Sensoy et al. 2021).

Was aber, wenn es bei der Verdauung ruckelt?

Nicht immer funktioniert die Verdauung reibungslos. Wer kennt es nicht, wenn wir das vermeintlich leckere Essen vielleicht doch nicht vertragen haben und uns auf der Toilette wiederfinden?

Im Falle einer Verstopfung bleibt der Kot länger als gewöhnlich im Darm. Durch die lange Zeit im Dickdarm wird dem Kot zusätzliches Wasser entzogen. Die Masse wird noch kompakter, fester und härter. Eine Entleerung wird schwieriger und schmerzvoller, je länger der Kot im Darm bleibt.

Bei Kindern äußert sich das dann in Bauchschmerzen, Blähungen, schmerzhaften Darmbewegung, Appetitlosigkeit oder auch Erbrechen.

Wie kommt es zu Verstopfungen?

Eine Verstopfung ist leider keine seltene Erscheinung. Und obwohl sie so häufig auftritt, gibt es nicht den einen, “goldenen” Weg, mit dem sich alles erklären lässt. Was die Wissenschaft weiß, ist, dass 5 % der Verstopfungen durch Fehlfunktionen von z.B. Organen hervorgerufen werden.

Bei den restlichen 95 % werden Verstopfungen aber durch andere Einflüsse ausgelöst (Kwiatkowska et al., 2021)!

Eine Verstopfung ist ein Ungleichgewicht aus unterschiedlichen Beteiligten: der Darmbewegung, den Bakterien und den von ihnen produzierten Stoffen, äußeren Einflüssen, aber auch psychologischen und genetischen Faktoren.

Darmbewegungen sind unerlässlich, damit es auf dem Weg vom Anfang bis zum Ende des Verdauungstraktes nicht ins Stocken gerät. Durch eine regelmäßige körperliche Bewegung können wir die Verdauung unterstützen, sollte aber nicht als Allheilmittel betrachtet werden. Meistens sind besonders kleinere Kinder von sich aus aktiv, sodass ein zusätzlicher Bewegungs”zwang” nicht sinnvoll ist.

Äußere Einflüsse bei Verstopfungen

Bei äußeren Einflüssen betrachten wir alles, womit unser Körper von außen zu tun hat. Dazu zählen unsere Ernährung (als Erwachsene, aber auch schon als Säugling und Kind), Medikamente und/oder Nahrungsergänzungsmittel und Krankheitserreger, die Erkrankungen in uns auslösen.

Auch negative Einflüsse anderer Menschen, sei es Mobbing, verbaler oder körperlicher Missbrauch und damit einhergehende emotionale Probleme haben einen Einfluss auf unsere (Darm-)Gesundheit und können einen Beitrag zu Verstopfungen leisten.

Stress ist ebenfalls ein nicht zu vernachlässigender Punkt, der nicht nur die Verdauung, sondern auch viele andere Bereiche unseres Körpers negativ beeinflussen kann.

Bei Kindern können schlechte Erfahrungen beim Toilettentraining oder das Gefühl, zu harten Stuhlgang auf der Toilette loszuwerden, eine emotionale Blockade darstellen. Sie versuchen, dieses Gefühl in Zukunft und somit den Toilettengang zu vermeiden.

Und als wäre das nicht schon kompliziert genug, bringen wir Menschen unsere ganz persönliche “Ausstattung” mit. Jeder von uns zeigt unterschiedliche Genausprägungen, die einen enormen Anteil für die Entwicklung von Krankheiten spielen. Betrachten wir die Bakterien in unserem Darm, so unterscheidet sich deine Bakterienvielfalt von der deines Partners oder deines Kindes.

Die Bedeutung unserer Darmbakterien und welche vielfältigen Wirkungen sie innerhalb unseres Körpers haben, wird seit den letzten Jahren immer mehr entschlüsselt. Immer mehr fällt auf, dass wir auf unsere Bakterien angewiesen sind und sie uns helfen, gesund zu bleiben.

Das Darmmikrobiom

Was ist das, das Darmmikrobiom? Wir Menschen bestehen aus Zellen und Wasser. Aber nicht nur das! Wir sind auch Herberge für viele andere kleine Organismen, wie etwa Viren, Pilze und Bakterien. Diese nennen wir Mikroorganismen oder Mikroben.

Die größte Sammlung dieser unzähligen Mikroben finden wir in unserem Darm. Zusammen bilden sie unser Darmmikrobiom.
90 % in dieser Sammlung sind Bakterien – das sind 1,5 bis 2 kg Bakterien! (Nur, falls du dich fragst, warum deine Waage vielleicht mal wieder mehr anzeigt – es sind die Bakterien 😉 )

Dieses Mikrobiom unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Kein Mikrobiom gleicht dem anderen. Jedes Mikrobiom ist einzigartig. Und daher fallen Vergleiche zwischen ihnen und welche Wirkungen gewisse Behandlungen haben, schwer.

Was bringt uns dieses Darmmikrobiom?

Nun sagst du vielleicht: “Ach, brauchen wir diese Bakterien überhaupt? Sie machen uns doch nur krank!” Dieses Argument höre ich leider oft. Weil wir von klein auf lernen, dass wir uns die Hände waschen müssen, um nicht krank zu werden. Weil Bakterien uns krank machen (können).

Aber wie bei vielen Sachen gibt es zwei Seiten, auch bei den Bakterien. Denn im normalen Zustand ist unser Darm ein Gleichgewicht, in dem die guten Bakterien überwiegen.

Sie helfen uns auf ganz vielen Wegen: Wo sie siedeln, finden schlechte Bakterien keinen Platz und können sich nicht ausbreiten. Sie trainieren unser Immunsystem und halten es fit. Manche Vitamine ständen uns ohne Bakterien gar nicht zur Verfügung. Die guten Darmbakterien produzieren Stoffe (die kurzen Fettsäuren), die auf unser Nervensystem wirken und die Darmbewegung anregen. Und nicht zuletzt können wir mit ihrer Hilfe für uns unverdauliche Nahrung wie die Kohlenhydrate aus Pflanzen verwerten (und die sind wichtig, damit unsere Bakterien diese kurzen Fettsäuren bilden können).

Wann entwickelt sich das Darmmikrobiom?

Bei der Geburt bekommen wir von unserer Mama ein Startset an Bakterien mit. Durch die Art, wie wir unsere Babys und Kleinkinder ernähren, ob sie als Kind Antibiotika bekommen, durch Umwelteinflüsse, die Gene, Stress und Infektionen… All das formt unser Mikrobiom und ist daher für jeden Menschen individuell.

Es entwickelt sich schnell und ist mit etwa 3 Jahren stabil. Stabil heißt aber nicht, dass es sich nicht verändern kann. Es hat sich ein Gleichgewicht eingestellt. Funktioniert alles, ist es in der Lage, die bereits erwähnten Aufgaben zu übernehmen.

Der Einfluss der Ernährung auf unsere Darmbakterien und Verstopfung: Gute Bakterien ansiedeln und füttern

Zwei Dinge vorneweg:

  • Ernährungsumstellungen sind eine individuelle Sache und können sich stark zwischen Menschen unterscheiden. Dies hat auch mit der Zusammensetzung der Bakterien im Darm zu tun.
  • Umstellungen auf fett- und proteinreiche Nahrung bringt eine schnelle Veränderung der Bakterienzusammensetzung mit sich. Eine Umstellung auf Ballaststoffe und Gemüse braucht eine längere Zeit für eine Veränderung – also am Ball bleiben und nicht aufgeben!

Was hat unser Mikrobiom mit Verstopfungen zu tun?

Bei Kindern gibt es nur wenige Studien, die das Zusammenspiel der Darmbakterien und Verstopfungen betrachten. Vergleiche zwischen Menschen sind schwierig, da wir ja bereits gesehen haben, dass sich dieses Mikrobiom eh schon zwischen Menschen unterscheidet.

Was sie aber gesehen haben, war, dass sich das Mikrobiom und Verstopfungen gegenseitig beeinflussen. Durch die kurzen Fettsäuren wird die Darmbewegung in Gang gesetzt. Und diese kurzen Fettsäuren werden gebildet, wenn die Bakterien Pflanzenkohlenhydrate bekommen.

Unverdauliche Kohlenhydrate aus Pflanzen (z.B. Vollkorn, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse)

Wie bereits erwähnt, können Kohlenhydrate aus Pflanzen, sogenannte Ballaststoffe, nicht durch unseren Körper allein verwertet werden. Dafür brauchen wir Bakterien (oder eher: Bakterien brauchen Pflanzenkohlenhydrate und wir das, was Bakterien daraus machen).

Für uns unverdauliche Pflanzenkohlenhydrate sind unverdauliche Stärke und Oligosaccharide, die sogenannten Fructo-Oligosaccharide (FOS). FOS können wir durch Knoblauch, Zwiebeln, Weizen, Lauch oder Spargel zu uns nehmen. Stärke bekommen wir durch Kartoffeln, Bananen, Vollkornbrot.

Bakterien, wie etwa Bifidobakterien oder Laktobazillen, zersetzen diese Pflanzenkohlenhydrate und bilden dabei wichtige Stoffe wie die kurzen Fettsäuren, aber auch Gase (nicht stinkende Pupse) und Energie. Bifidobakterien und Laktobazillen unterstützen wir, indem wir Obst und Gemüse essen.

Falls eure Kinder nur ungern Obst und Gemüse essen, erzählt ihnen gern Folgendes: Wir haben gute Bakterien im Darm, die uns helfen gesund zu bleiben. Damit wir viele von ihnen haben, brauchen sie Obst und Gemüse. Und dass es ihnen gut geht, merken wir daran, dass wir ganz viel pupsen müssen!

Diese gebildeten Stoffe nutzen die Bakterien, um den pH-Wert im Dickdarm zu senken. Das mögen besonders die guten Bakterien und vermehren sich dadurch noch besser. Zusätzlich sorgt ein geringer pH-Wert dafür, dass die Darmbewegungen gesteigert werden (und auch dadurch, dass einige dieser Stoffe auf unser Nervensystem stimulierend wirken).

Allerdings konnten Studien bisher keinen eindeutig positiven Effekt nachweisen. Das kann einerseits an dem individuellen Mikrobiom des Menschen liegen, aber auch daran, dass es nicht viele (gut durchgeführte) Studien dazu gibt.

Milchprodukte und Zucker

Einige Studien haben untersucht, was ein hoher Konsum von Einfachzuckern, Fettsäuren und Proteinen bei Kindern mit der Verdauung macht.

Zu den Einfachzuckern gehören Fruchtzucker (Fruktose), Traubenzucker (Glukose) und Schleimzucker (Galaktose). Unser Körper kann diese Einfachzucker sehr leicht und ohne großen Aufwand nutzen.

Bei Kindern zwischen 3 und 18 Jahren, die viel Einfachzucker und Proteine zu sich nahmen, zeigte sich, dass sie viel weniger Laktobazillen in ihrem Darm hatten. Bei vielen Kindern wurden zudem Verstopfungen beobachtet, wenn die Milchmenge pro Tag mehr als 250 mL betrug.

Warum das so ist, ist noch nicht vollständig verstanden. In einigen Studien, die ein Ernährungstagebuch verlangten, liegt der Verdacht nahe, dass diese Kinder auch oft weniger Ballaststoffe zu sich nehmen.

Fettreiche Lebensmittel

Hier gibt es keine Studien bei Kindern, sondern ausschließlich bei Erwachsenen. Bei ihnen zeigte sich, dass ein hoher Fettkonsum bei gesunden Menschen die Darmbewegungen verringert. Dadurch bleibt der Nahrungsbrei länger im Darm und mehr Wasser wird entzogen – der Stuhlgang wird hart.

Zusätzlich verschiebt eine fettreiche Ernährung in Kombination mit Fleisch und wenig Ballaststoffen das Mikrobiom hin zu mehr gasbildenden, schlechteren Bakterien. Dadurch werden weniger nützliche Stoffe durch die guten Bakterien produziert.

Behandlung von Verstopfung mit kommerziellen Produkten?

Gerade in den letzten Jahren ist ein Trend zu beobachten, Probiotika und Präbiotika zu nehmen. Besonders häufig stolpern wir als Eltern vielleicht über in der Werbung vorgestellte Mittel, um das Mikrobiom wieder in Einklang zu bringen. Aber auch Macrogol-Behandlungen zählen dazu.

Lasst uns einen kurzen Blick auf diese Varianten werfen und ob sie halten, was sie versprechen.

Probiotika = lebende Mikroorganismen (die guten Darmbakterien)

Unter Probiotika verstehen wir lebende Mikroorganismen, oft ausschließlich bekannte gute Darmbakterien. Probiotika werden genutzt, um das Darmmikrobiom positiv zu beeinflussen und/oder anzusiedeln.

Sie sollen dieselben positiven Effekte erzielen wie die natürlich vorkommenden guten Darmbakterien, also schlechte Bakterien fernhalten und die nützlichen Stoffe produzieren. Es ist der Versuch, auch Verstopfungen zu behandeln, indem das Gleichgewicht des Darmmikrobioms normalisiert wird.

Ob die Behandlung von Verstopfung mit Probiotika hilfreich ist, wurde in einigen Studien untersucht. Für Erwachsene gibt es dabei mehr Studien als für Kinder. Festzuhalten ist, dass im besten Fall bei Erwachsenen eine leichte Verbesserung zu beobachten war.

Dies war aber abhängig von den verwendeten Bakterien (das unterscheidet sich von Produkt zu Produkt). Bei Kindern gibt es keine Studie, die die Verwendung von Probiotika zur Behandlung von Verstopfung verbessert (Rodriguez et al. 2021). Somit sind aus dem Fernsehen bekannte und intensiv beworbene Probiotika sehr wahrscheinlich keine gute Investition, um Verstopfungen bei Kindern loszuwerden.

Präbiotika = Ballaststoffe

Präbiotika sind die Stoffe, die als Nahrung für die guten Darmbakterien dienen. Also unverdauliche Pflanzenkohlenhydrate (Ballaststoffe) wie Fructo-Oligosaccharide (FOS), Galacto-Oligosaccharide (GOS), Laktulose oder Inulin.

Es gibt Nahrungsergänzungsmittel, wo all diese Stoffe zugesetzt sind. Weiter oben haben wir bereits besprochen, dass wir diese Stoffe vor allem in Früchten und Gemüse finden.

Studien zeigen, dass sich durch die Einnahme der Präbiotika die Stuhlhäufigkeit und -konsistenz bei Erwachsenen verbessern kann. Bei Kindern belegt keine Studie den Nutzen solcher Präbiotika zur Behandlung von Verstopfung (Rodriguez et al., 2020).

Ob es also notwendig ist, diese oft überteuerten Mittel zu kaufen, oder diese Stoffe lieber über natürliche Lebensmittel aufzunehmen, kann jeder für sich entscheiden.

Macrogol und das Mikrobiom

Um hartnäckige Verstopfungen bei Kindern zu behandeln und ihr Leid zu lindern, wird Macrogol eingesetzt. Macrogol, das ist ein künstlich hergestelltes Abführmittel, das auf Polyethylenglykol (PEG) basiert. Es ist nicht schädigend für Zellen, kann aber dazu führen, dass die Haut oder Schleimhaut andere Stoffe besser aufnehmen kann.

Seine Aufgabe besteht darin, vor der Verwendung im Körper große Mengen Wasser zu speichern und diese nach Aufnahme im Darm bereitzustellen. Dadurch wird der Stuhlgang weicher.

Dadurch, dass Macrogol so lang verwendet wird, bis der Stuhlgang teil wässrig ist, besteht bei Eltern oft die Angst, dass dadurch das Mikrobiom geschädigt wird. Kann eine erhöhte Wasserausscheidung das Darmmikrobiom schädigen?

Hier wurden Untersuchungen bei Durchfällen durchgeführt. Durchfälle sind ebenfalls von einer großen Wasserausscheidung betroffen. Es zeigte sich, dass sich die Bakterienvielfalt während des Durchfalls verringert.

Aber: Unser Körper ist in der Lage, seine Bakterien wieder anzusiedeln. Eine Bakterienart dient dabei als Wegbereiter, da es sich als Erstes wieder “festsetzt” und durch seine gebildeten Stoffe eine ideale Grundlage für die anderen guten Darmbakterien liefert. Innerhalb von 14 Tagen schafft es das Darmmikrobiom, sich wieder in einer großen Vielfalt anzusiedeln (auch ohne von außen zugeführte Bakterien durch kostspielige Produkte).

Die Verschiebung/Schädigung des Mikrobioms ist also eine kurzfristige und rückgängige Erscheinung nach hoher Wasserausscheidung.

Verstopfung und Bakterien – was wissen wir und was können wir tun?

Verstopfung bei Kindern ist eine Erkrankung, die durch unterschiedlichste Faktoren beeinflusst wird. Neben

  • den notwendigen Darmbewegungen,
  • äußeren Faktoren wie Stress, Ernährung und Antibiotikabehandlungen,
  • unseren Genen,
  • beeinflussen auch die Bakterien unseres Darms und ihre gebildeten Stoffe die Konsistenz unseres Stuhlgangs.

Eine optimale Verdauung ist dabei ein Gleichgewicht aus diesen vielfältigen Beteiligten und für jedes Kind sehr individuell. Eine einzige Lösung für Verstopfung bei Kindern gibt es daher nicht.

Was aber können wir Eltern machen, um unsere Kinder zu unterstützen? Es ist eine kleine Auswahl und muss für jedes Kind individuell ausprobiert werden.

Wie wir unsere Kinder bei Verstopfung unterstützen können
  • Das vermutlich Wichtigste, was wir machen können, ist mit viel Geduld und Verständnis unsere Kinder begleiten
  • zu erklären, wie der Stuhlgang entsteht und dass es wichtig ist, dass er nicht zu lang im Darm bleiben kann
  • gesunde und vollwertige Ernährung erklären und als Vorbild vorangehen (so wenig Fast Food wie möglich)
  • dass es gute Bakterien gibt und wie wir sie unterstützen können
  • unnötige Antibiotikagaben vermeiden, da sie auch die guten Darmbakterien schädigen
  • den Stress bei unseren Kindern verringern und für Ausgleich sorgen

Über die Autorin

Hey, ich bin Isabell, Mama, Wissenschaftlerin und leidenschaftliche Fotografin. Ich forsche an der Infektionskrankheit EHEC.und liebe seit jeher die Arbeit mit Bakterien. 

Viel zu oft merke ich aber, dass die meisten von uns bei Bakterien nur an die schlechten von ihnen denken. Ziemlich schade, wie ich finde! Denn ohne Bakterien wäre unser Leben so gar nicht möglich. Deswegen gibt es meinen Blog “Was wir nicht sehen”, auf dem ich regelmäßig über Bakterien und wie sie unser Leben beeinflussen, berichte. 

Darüber hinaus möchte ich die Arbeit in der Wissenschaft transparenter machen und gebe auf meinem Instagram-Kanal Einblicke in meinen Laboralltag.

Blog: https://www.waswirnichtsehen.de
Instagram: https://www.instagram.com/waswirnichtsehen

Schau also gern mal vorbei 😉


Danke Isabell für deinen Beitrag!
Mehr zum Mikrobiom und die gesunde Darmflora kannst du auf auf ihrem Blog nachlesen. Es gibt ein Themenmonat im September 2022 ist das Mikrobiom: Gesunde Darmflora,

Ein Interview über die Anwendung von Prä- und Probiotika für meine Mitglieder auf Steady findest du hier. (Link folgt)

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